Eine Einordnung der O’Bros – Teil 2
Ein Worship-Event in Stuttgart

Erhabenheit
Um Punkt 16 Uhr, der Stuttgarter Marktplatz ist mittlerweile komplett gefüllt, schwillt die Musik an. Es wird unmissverständlich deutlich: Das hier ist nichts Provinzielles, sondern weit größer gedacht. Man möchte ganz oben mitspielen. Ein treibender Beat dröhnt durch die professionelle Bühnenanlage. Die O’Bros betreten die Konzertbühne und performen den ersten Song des Nachmittags, „Amen Bruder“. Die mitreißende Musik und die Begeisterung der Fans, die ihre musikalischen Idole hier live sehen und hören, verbreiten eine euphorische Stimmung. Und bereits in den ersten Zeilen des Songs treten Kennzeichen des Glaubens der Stuttgarter Stars hervor:
Neuer Mensch made in Heaven (Heaven),
No Chance für den Devil, ah (no),
Bro, ich les’ die Bibel und nicht nur den Vers des Tages (flex, flex).1
Eine tägliche Bibellektüre, die über das Lesen der Herrnhuter „Losungen“ mit ihren Tagesversen hinausgeht, womöglich in einer festen „stillen Zeit“ – dieser Anspruch ist ein typisches Merkmal evangelikaler Schriftfrömmigkeit. Dass die eigene Zugehörigkeit zum Himmel den Teufel auf Distanz hält, könnte, falls wörtlich gemeint, ein Hinweis auf ein dualistisches Weltbild sein, das mit einem Ringen zwischen Gott und Satan bzw. göttlichen und satanischen Mächten rechnet. Das Lied scheint gut anzukommen, und viele der anwesenden Jugendlichen zeigen sich beim Mitsingen erstaunlich textsicher. So ist es auch bei den folgenden beiden Worship-Songs, die als Klassiker der gegenwärtigen Lobpreismusik gelten können. Sie werden von der „Outbreakband“ performt, die den Gottesdienst mitgestaltet. Bei der Outbreakband handelt es sich um die wohl einflussreichste deutsche Lobpreisband. Sie gründete sich 2007 im Glaubenszentrum Bad Gendersheim rund um das Ehepaar Juri und Mia Friesen, die heute Pastoren der Urban Life Church im Stuttgarter Nachbarort Kornwestheim sind. In ihrer musikalischen Ausrichtung orientieren sie sich stark an führenden internationalen Worship-Bands wie Hillsong United oder Bethel Music. Mit den O’Bros besteht eine enge Verbindung. Das gemeinsame Lied „Ewigkeit“ ist Teil des neuesten Musikalbums. Neben eigenen Kompositionen übersetzen die Liedermacher der Outbreakband auch eine Vielzahl von bekannten englischsprachigen Lobpreisliedern – wie auch den in Stuttgart gespielte Song „Zehntausend Gründe“.2 Dieser und der folgende Song „Mein Gott ist größer“3 werden von fast allen Anwesenden inbrünstig mitgesungen. Gegen das Gefühl der Ergriffenheit, das sich beim hymnenhaften Gesang von über 5.000 Menschen ausbreitet, kann man sich kaum wehren. Dazu passt in gewisser Weise auch das Gottesbild, das die eingängigen Texte transportieren. So klingt es im zweiten Lied:
Mein Gott ist größer,
Er hält alles in der Hand.
Und ich weiß,
Er kämpft meine Kämpfe,
Er ist Sieger in Ewigkeit.
Mein Gott ist größer,
Ja mein Gott ist größer.
Gott, das ist demnach vor allem ein mächtiger, großer Herrscher, der in den Kampf zieht gegen alles Leid und Böse dieser Welt, vor allem aber gegen die Widrigkeiten in „meinem“ Leben. Im Laufe des Gottesdienstes fällt auf, dass mehrfach Kampffantasien unterschiedlicher Art aufgerufen werden, die immer eine eindeutige Größen- und Machtdifferenz voraussetzen. Dies bestätigt eine empirische Untersuchung von Tobias Faix und Tobias Künkler aus dem Jahr 2017, die ergab, dass die Vorstellung der Allmacht Gottes eine zentrale Komponente des Gottesbildes hochreligiöser Jugendlicher darstellt. Macht bzw. Allmacht Gottes sind positiv konnotiert und werden „oft in einem Atemzug mit seiner Liebe genannt“.4 Weiter wurde in der Studie aufgezeigt, dass hochreligiöse Jugendliche Gott hauptsächlich als liebevoll-empathisches Wesen begreifen, das sich im Heilsgeschehen Jesu Christi offenbart habe. Der Kreuzestod werde fast ausschließlich sühnetheologisch gedeutet und erhalte damit eine personale Aufladung („Jesus starb für meine Sünden“)5 – auch diese Charakteristik wird sich auf dem Stuttgarter Marktplatz noch zeigen.
Die mitreißenden Lieder führen zu einer ausgelassenen Stimmung auf dem Markt, in der ein echtes Gemeinschaftsgefühl entsteht – typische Elemente christlicher Worship-Events. Das Gefühl von Vergemeinschaftung und Erhabenheit wird von den Anwesenden nicht etwa als psychologisch nachvollziehbare Reaktion auf dröhnende Bässe, gemeinsamen Gesang und Personenkult verstanden, sondern als Zeichen der Anwesenheit Gottes. So wird die Erwartung eines persönlichen Offenbarungserlebnisses geweckt.
Das „echte“ Leben
Evangelikaler Glaube beansprucht einen unmittelbaren Alltagsbezug – der Glaube wird nicht als ein Aspekt des menschlichen Lebens unter anderen begriffen, sondern als der alles überstrahlende und durchdringende Sinn des Daseins überhaupt. Deswegen muss der Glaube spür- und erlebbar sein im echten Leben, oder jugendsprachlich ausgedrückt: im „Real Life“. Im Vordergrund steht dabei die Bewältigung individueller Krisen. Das göttliche Gegenüber rangiert als persönlicher Ansprechpartner und Ratgeber, der alles Leid letztlich zum Guten wendet – sofern man ihm den Raum dafür gibt. Dass sich Gott in dieser Weise bewährt hat, wird in persönlichen Glaubensberichten festgehalten, in „Zeugnissen“. Diese Erzählungen nehmen ihren Ausgang meist bei einem tragischen Erlebnis, das sich durch die Hinwendung zum Glauben ins Positive kehrte. Jugendliche werden von solchen Berichten besonders stark angesprochen. Das liegt wohl an dem Umstand, dass im Zuge der Veränderungen, die die Pubertät mit sich bringt, häufig erste Krisenerfahrungen gemacht werden, deren Bewältigung zunächst erlernt werden muss. Die evangelikale Frömmigkeit verspricht eine einfache Lösung, die für jeden zugänglich erscheint und schnelle Besserung verspricht.
Solche Zeugnisse sind fester Bestandteil der Dramaturgie einer Lobpreisveranstaltung und Gegenstand zahlreicher Lobpreislieder. Sie sollen dazu ermutigen, diesen Glauben im eigenen Leben zu verankern. So auch beim Gottesdienst in der Stuttgarter Innenstadt. Eindrücklich erzählen die O’Bros von ihrem 2021 verstorbenen Freund Philipp Mickenbecker, den sie bis zu seinem letzten Atemzug begleiteten. Für die meisten Anwesenden ist Philipp kein Unbekannter. Gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder Johannes betrieb er den YouTube-Kanal „The Real Life Guys“. Dort dokumentierten die Brüder, wie sie mit jeder Menge Fantasie und handwerklichem Geschick abenteuerliche Projekte umsetzten: eine fliegende Badewanne, ein dreistöckiges Baumhaus, eine eigene Achterbahn usw. Allein auf YouTube verfolgen das bis heute 1,9 Millionen Menschen. Nachdem bei Philipp Mickenbecker 2020 Lymphdrüsenkrebs diagnostiziert wird, berichtet er immer wieder vom Verlauf der tödlichen Krankheit. Er vermittelt glaubhaft, dass die Hoffnung auf das Jenseits ihn und seine Familie durch diese schwere Zeit trägt. Mehrere Fernsehdokumentationen erweitern seinen Bekanntheitsgrad, und als er im Juni 2021 stirbt, ist die (digitale) Anteilnahme immens. Es gibt einen vielgeklickten Livestream von seiner Beerdigung, an der zahlreiche evangelikal-christliche Influencer:innen teilnehmen. Unter ihnen sind auch die damals noch wesentlich unbekannteren O’Bros. Als Mickenbeckers Leben 2023 in einem Dokumentarfilm nachgezeichnet wird, ist das Duo maßgeblich am Marketing der Produktion beteiligt.
Auf der Stuttgarter Bühne beschreiben die Oberschelp-Brüder den Tod Philipp Mickenbeckers als Schlüsselmoment, der sie motivierte, ihre christliche Botschaft in die Welt zu tragen.6 Sie widmen ihrem verstorbenen Freund das Lied „Real Life“, das die Bedeutung von Zeugnissen im evangelikalen Glauben gut illustriert. Nach der emotionalen Ansprache wird es von den meisten Anwesenden leidenschaftlich mitgesungen. Es beginnt mit den Zeilen:
Ich weiß noch die Nacht, als ich dachte:
Mein Gott, bitte nimm mich jetzt heim,
Mich jetzt heim,
Ich weiß noch den Tag, als ich wusste,
Ich schaff das hier nicht mehr allein,
Mehr allein (ah).
[…]
Egal was auf euch zukommt,
Weder hoch, weder tief, nein, ich hab’ keine Angst.
Kann mir sicher sein, dass du kommst.
Und egal was passiert, ich bin in deiner Hand.
Dieses Leben endet, doch du bist Ewigkeit (yeah).
Egal, was auf euch zukommt,
Du bist das, was bleibt, du bist Real Life.
Gebrochenheit
Die Geschichte von Mickenbecker erzählen die Brüder nicht nur zur Erinnerung an ihren verstorbenen Freund, sondern sie nutzen sie als Motivationsimpuls, um am Glauben festzuhalten. Denn, so die klare Botschaft in der Stuttgarter Innenstadt: „Wenn wir anfangen, unser Leben von hinten zu denken, dann kann es sein, dass wir heute unsere Prioritäten neu setzen, und dann fangen wir erst an zu leben. Mach dir mal drüber Gedanken, was dir wichtig ist und wonach du leben willst.“ Im darauffolgenden Lied „Wenn ich heute geh’“ besingen sie genau dieses Gedankenspiel. Die Atmosphäre im Gottesdienst hat sich binnen Minuten gewandelt, sie ist jetzt nicht mehr ausgelassen und fröhlich, sondern nachdenklich und emotional. Das ist kein Zufall, sondern ein geläufiges Element evangelikaler Verkündigungsstrategie. Eine ergreifende Geschichte wird erzählt, um den Blick der Anwesenden auf die Schwierigkeiten im eigenen Leben, auf die eigene Vergänglichkeit zu lenken. Dabei wird die emotionale Wirkung verstärkt – so auch bei den O’Bros in Stuttgart –, indem die Ansprache durch atmosphärisch aufgeladene Hintergrundmusik begleitet wird. Diese Emotionalisierungsphase leitet zum Kernelement jeder evangelikalen Verkündigung und Lehre im Allgemeinen über.
Die folgenden Minuten des Gottesdienstes sind, ganz im Sinne eines verspäteten Ostergottesdienstes, der Kreuzigung und Auferstehung Jesu gewidmet. Sie geben Einblick in die evangelikale Theologie dieses Geschehens, die die Oberschelps im Laufe ihrer freikirchlichen Sozialisation tief verinnerlicht haben. Ihr Lied „Bis in den Tod“, das sie nun darbieten, enthält zentrale Elemente einer Christologie, die auf charakteristische Weise um die Sühnetodvorstellung kreist:
Du nimmst meine ganzen Fehler auf dich und trotzdem checke ich es immer noch nicht.
Ich hab’ so vieles in meinem Leben schon bereut (yeah)
Und trotzdem schlag’ ich dich fast täglich wieder an das Kreuz.
Herr vergib mir.
[…]
Denn in dem Moment, als du da hingst (Moment, als du da hingst),
Dachtest du an mich und mein Herz,
Und du warst der Überzeugung, diesen Schmerz bin ich dir wert.
[…]
Die schlimmste Strafe für Mörder, die’s gibt,
Du hast sie bekomm’, ich hab’ sie verdient.
Diese Zeilen lenken die zuvor aufgebauten Gefühle auf die Betrachtung der individuellen Verfehlungen und Unzulänglichkeiten. Bei dieser Schuldreflexion werden zutiefst menschliche Erlebnisse sündentheologisch dramatisiert und sogar auf dieselbe Ebene wie das gezielte Auslöschen eines menschlichen Lebens gestellt („Mörder“). Die so herbeigeführte Selbstverwerfung wird dann aufgelöst, indem der Kreuzestod Jesu als stellvertretender Sühnetod für diese meine Sünden gedeutet wird, wodurch er als eine individuelle Leistung für mich erscheint. Damit wird ein altes Motiv aus der christlichen Buß- und Kreuzesfrömmigkeit aufgenommen.7 Und doch erhält dieses Motiv durch seine lebensweltliche Konkretisierung eine andere Färbung: Grund für den Sühnetod sind all die Verfehlungen, die wir in unserem Leben „fast täglich“ begehen und manchmal auch bereuen. Es ist nun nicht mehr die Sünde als unbegreiflicher Abfall von Gott, sondern das konkrete Scheitern am Anspruch, ein perfektes Leben zu führen, das die persönliche Erlösungsbedürftigkeit schafft. Und der Kontrast zwischen den Durchschnittsverfehlungen von Jugendlichen aus der deutschen Mittelschicht und der Todesstrafe, die Jesus von Nazareth wegen seiner vermeintlichen Gotteslästerung erleiden musste, gibt der fraglichen Kreuzesfrömmigkeit fast den Anstrich eines seltsam grausamen Narzissmus: Schaut her, mit all dem schlage ich ihn „fast täglich wieder ans Kreuz“! Künstlich übertriebene Selbstgeißelung und Bagatellisierung realer Grausamkeit gehen Hand in Hand.
Zugangsbedingungen
Die Dramaturgie, die bewusst in die eigenen Krisen und mitunter auch Abgründe hineinführt, die jedes menschliche Leben kennt, erzeugt bei den Rezipient:innen Gefühle von Beklemmung und Versagen – ein Zustand, in dem niemand lange verharren möchte. Der Wunsch nach einem (möglichst schnellen) Ausweg aus dieser negativen Gefühlslage ist nachvollziehbar. Und dieser Ausweg wird auch direkt geliefert. Die Hinwendung zu Jesus Christus, die Annahme seines stellvertretenden Leidens für mich und die komplette Ausrichtung des eigenen Lebens an ihm sind nach evangelikaler Auffassung die Zugangsbedingungen für die Erlösung von Negativität im eigenen Leben, die in diesem Moment mehr oder weniger stark empfunden wird.
Auf dem Stuttgarter Marktplatz wird die Bedeutung von Kreuz und Auferstehung neben der Rap-Musik von einem Poetry-Slam untermalt, dessen Höhepunkt die Erzählung über den leibhaft Auferstandenen ist. Auch hier wird nicht mit musikalischer Emotionalisierung gegeizt, jetzt in Gestalt von Hans Zimmers epischer „Time“-Melodie aus dem Film „Inception“. Durch die vorherige Besinnung auf die Unvollkommenheiten und Verfehlungen im eigenen Leben wird die in Kreuz und Auferstehung symbolisierte Überwindung aller Negativität als persönliche Erlösung erlebbar. Das Publikum jubelt mit, als die beiden Musiker mit den Osterworten „Der Herr ist wahrhaftig auferstanden“ auf die Bühne stürmen. Binnen Sekunden wechselt die getrübte Stimmung wieder in Ausgelassenheit und Euphorie. Und dazu passt auch der Text des nun angestimmten Songs:
Denn das hier ist das Comeback (Comeback),
Das allergrößte Comeback (Comeback).
Ab heute sind wir e-wig frei,
Ein Bund bis in die E-wig-keit.
[…]
D-der Feind hat einen Schock bekommen,
Diesen Kampf hat Gott gewonnen.
Am Ostersonntag wurd’ der Tod so richtig hops genommen.
Ich bin frei für immer dank des Imperators.
Das Gottesbild des mächtigen Herrschers erhält durch den Kreuzestod Jesu nicht etwa einen Dämpfer, im Gegenteil: Die evangelikale Deutung mittels martialischer Machtmetaphorik wie Kampf, Feind, Sieg und Herrschaft wird aufgenommen und in Jugendsprache verpackt.
Gemeinschaft
Nach diesem musikalisch-religiösen Höhepunkt neigt sich der Gottesdienst rasch dem Ende zu. Die Outbreakband performt nochmals zwei Worship-Lieder. Sie dienen dazu – auch das ist typisch für Lobpreisevents –, die zutiefst individuelle Erfahrung von Konversion und Transzendenz auch als kollektive Erfahrung zu feiern. Für hochreligiöse Jugendliche ist diese Verknüpfung von Individuellem und Kollektivem besonders attraktiv. Es werden einfache und schnelle Lösungen für die persönlichen Herausforderungen des Erwachsenwerdens gegeben und dabei zugleich Angebote gemacht, die große Sehnsucht nach echter Gemeinschaft zu erfüllen.
In dieses Gemeinschaftsgefühl hinein erfolgt die evangelistische Sendung der Anwesenden. Denn, wie angesprochen, gehören missionarische Aktivitäten zum Kernelement des Evangelikalismus. Die O’Bros folgen dieser Norm auf ihre eigene Weise. Sie verzichten auf einen konkreten Missionsaufruf, ermuntern die Zuhörerschaft aber zu mehr Selbstbewusstsein, ihren Glauben in der säkularen Gesellschaft sichtbar zu leben.
Als das Duo den Song „Chvrchies“ anstimmt, wird die Verbundenheit der Zuhörerschaft noch einmal deutlich spürbar. Inhaltlich dreht sich das Lied um das Gefühl, für den eigenen Glauben belächelt zu werden, was vermutlich viele der anwesenden jungen Christ:innen kennen. In die Kirche gehen – das ist in vielen Köpfen mit unbequemen Kirchenbänken, nicht enden wollenden Gottesdiensten und einer fremdgewordenen Ästhetik assoziiert. Das aber sind Vorurteile, die hochreligiöse Jugendliche nicht teilen, wenn man den folgenden Liedzeilen Glauben schenkt:
Endlich Sonntag, danke Gott,
All Day churchen – Vollzeitjob.
Wir geh’n raus und spreaden Love,
Worship mit dem Squad.8
Kirche kann, das wird deutlich, für Jugendliche auch ein positiver Ort sein, an dem sie sich in ihrer Lebenswelt abgeholt fühlen, enge Gemeinschaft erfahren und, nicht zuletzt durch die völlig zeitgemäße Musik, eine tiefe Glaubensvergewisserung spüren. Und das muss man nicht verstecken!
Die O’Bros sprechen vor allem evangelikale Jugendliche an. Diese Zielgruppe schafft eine besondere Verantwortung in doppelter Weise: Zum einen handelt es sich hinsichtlich der Altersstruktur um besonders beeinflussbare Persönlichkeiten. Zum anderen stehen Teile des Evangelikalismus in der Versuchung, sich autoritären politischen Programmen zuzuneigen. Teil 3 dieser Serien behandelt diese Aspekte im Zusammenhang mit den O’Bros.
Katharina Portmann, 17.06.2025
Anmerkungen
- „Flexen“ steht in der einschlägigen Jugendsprache hauptsächlich für „prahlen“ oder „angeben“, häufig in Bezug auf Stärke und Reichtum.
- Ursprünglich „10000 Reasons (Bless the Lord)“ von Matt Redman.
- Ein Lied der Band „Glaubenszentrum Live“.
- Tobias Faix und Tobias Künkler, Generation Lobpreis. Und die Zukunft der Kirche, 2. Aufl. (Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Verlagsgesellschaft, 2019), 119.
- Faix und Künkler, Generation Lobpreis, 119–120.
- Vgl. Tabea Zorn, „Keine Angst vor dem Sterben. Alex von den O’Bros über Verlust und Karriere“, DRAN, https://tinyurl.com/2y6rvz8c.
- Vgl. z.B. das Paul-Gerhard-Lied „O Haupt voll Blut und Wunden“ (EG 85), Strophe 4: „Nun, was du, Herr, erduldet, / ist alles meine Last; / ich hab es selbst verschuldet, / was du getragen hast. / Schau her, hier steh ich Armer, / der Zorn verdienet hat. / Gib mir, o mein Erbarmer, / den Anblick deiner Gnad.“
- „Churchen“ bedeutet „in der Kirche sein“, „Love spreaden“ heißt „Liebe verbreiten“, „Squad“ meint den „Freundeskreis“.