In Teilen des konservativen Christentums wird modernen Frauen- und Familienbildern der Kampf angesagt, theologisch wie politisch. Im Artikel werden Grundsätze des Antifeminismus sowie theologische und politische Leitmotive des betreffenden Diskurses dargestellt.
Neues Stichwort: Christlicher Antifeminismus

Während in der evangelischen Kirche überwiegend die Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern propagiert und gelebt wird, ist dies in vielen konservativeren Gemeinden nicht üblich. Frauen werden zur Unterordnung aufgefordert, es herrschen strenge sexualmoralische Anforderungen, und andere Familienformen jenseits der traditionellen Mutter-Vater-Kind-Familie werden als Bedrohung für Moral und Gesellschaft wahrgenommen. Modernen Frauen- und Familienbildern wird mitunter der Kampf angesagt – theologisch wie politisch. Am christlichen Antifeminismus zeigt sich, wie sehr sich konservativ-biblizistische Akteure für rechtspopulistische Strömungen öffnen, um gegen einen angeblichen moralischen Zerfall in der Moderne vorzugehen. Im Folgenden werden Grundsätze des Feminismus und Antifeminismus kurz eingeführt sowie theologische und politische Kernelemente im betreffenden christlichen Diskurs aufgezeigt.
Feminismus und Antifeminismus
In der modernen Bewegung für die Gleichberechtigung von Frauen lassen sich drei Phasen oder „Wellen“ unterscheiden. Die erste Welle, die etwa Ende des 18. Jahrhunderts anhob, erreichte in Deutschland 1918 einen herausragenden Erfolg: Die Weimarer Reichverfassung führte das Wahlrecht für Frauen ein. In der zweiten Welle ab den 1960er Jahren wurde ein vehementer Kampf für Gleichberechtigung in Politik, Arbeitswelt und Privatleben sowie gegen sexuelle Gewalt und gegen die Festlegung von Frauen auf traditionelle Geschlechterrollen geführt. In der dritten Welle, seit den 1990er Jahren bis heute, wurden weitere Themen integriert. Dabei ist das Konzept der „Intersektionalität“ zentral. Es bezeichnet den Umstand, dass Diskriminierung und Unterdrückung nicht nur aufgrund eines einzelnen Merkmals wie Geschlecht entstehen, sondern durch die Wechselwirkung mehrerer sozialer Kennzeichen wie ethnische und soziale Zugehörigkeit, Sexualität, Behinderung oder Religion. Auch wächst die Vielfalt von Perspektiven, was eine einheitliche Definition von Feminismus kaum mehr zulässt. Das erschwert die öffentliche Debatte. Es öffnet sie aber für die Rechte von Menschen, die sich nicht in traditionelle Geschlechterkategorien einordnen lassen, wie Transgender, non-binäre und queere Personen.
Aufgrund dieses umfassenden Anspruchs werden Gleichstellungsfragen gegenwärtig meist unter dem englischen Begriff gender behandelt. Gender kann mit „Geschlecht“ übersetzt werden, wobei die englische Unterscheidung zwischen sex und gender zu beachten ist. Sex bezeichnet das biologische Geschlecht, das vordergründig mit den primären und sekundären Geschlechtsmerkmalen natürlich gegeben ist. Gender hingegen ist der Terminus für das sozial zugeschriebene Geschlecht von Individuen, das insbesondere durch die daran geknüpften sozial geteilten Verhaltenserwartungen bestimmt wird. Dabei machen sich geschlechtsspezifische Stereotype geltend. Sie determinieren, wie Männer und Frauen sich auszudrücken und zu kleiden haben oder welche Aufgaben sie in Familie und Gesellschaft übernehmen sollen. Abweichendes Verhalten wird zumeist mit Irritation quittiert, bis hin zur sozialen Sanktionierung. Was als angemessenes weibliches oder männliches Verhalten gilt, kann sich zeitlich wandeln und ist kulturspezifisch.
Gender Mainstreaming, Gender Diversity
Auch wenn Frauen in Deutschland heute wesentlich mehr Rechte und Schutzmöglichkeiten haben als vor hundert Jahren, ist ihr Alltag häufig immer noch von fehlender Gleichberechtigung und geschlechterspezifischer Gewalt geprägt. Das zeigen der jährlich berechnete Gender-Pay-Gap, die nach wie vor ungleiche Verteilung unbezahlter Care-Arbeit oder die mannigfachen Berichte von Erfahrungen mit sexualisierter Gewalt im Zuge der #MeToo-Bewegung. Dem Missstand, dass Frauen national (und international)1 beim Zugang zu Ressourcen, Arbeitsmärkten und zur Kultur noch immer strukturell benachteiligt werden, soll die politische Strategie des „Gender Mainstreaming“ entgegenwirken. Gemeint ist die Agenda, bei der Analyse und politischen Verbesserung sozialer Verhältnisse Gender-Differenzen als Hauptkriterium zu berücksichtigen. Die Wahrnehmung der unterschiedlichen Lebenssituationen von Männern und Frauen soll einen strukturellen Wandel hervorrufen, zum Beispiel in Arbeitsmärkten, Familienstrukturen oder auf politischer Ebene.2
Neben dem Konzept der Gleichstellung von Mann und Frau durch Gender Mainstreaming hebt das Programm der „Gender Diversity“ zusätzlich darauf ab, gegen genderbasierte Diskriminierung von Personen vorzugehen, die nicht einer binären und heteronormativen Geschlechtsordnung3 entsprechen.4 Gender Mainstreaming und Gender Diversity stellen also zwei Aspekte von Gleichstellungspolitik dar, die zwar nicht strikt voneinander getrennt werden können, aber dennoch unterschiedliche politische Handlungsfelder eröffnen, benachteiligten Individuen gleiche gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen.
Gender Studies
Politische Maßnahmen bedürfen wissenschaftlicher Gesellschaftsanalyse. Die Bedeutung des Geschlechts für Gesellschaft, Wissenschaft und Kultur untersuchen die Gender Studies (oder dt. Geschlechterforschung). Ihr Untersuchungsgegenstand sind die in unterschiedlichen historischen und kulturellen Kontexten herrschenden Gender-Konzepte von Männlichkeit und Weiblichkeit, die (Macht-)Beziehungen zwischen den Geschlechtern und deren soziale Folgen.
In den vergangenen Jahrzehnten entwickelten sich in den Gender Studies zwei Hauptzweige: Im „Theoriezweig“ werden die grundlegenden Annahmen über die Geschlechter und die grundlegenden Zusammenhänge von Geschlechterverhältnissen, Diskriminierung und Privilegierung erörtert. Der „Empiriezweig“ hingegen erforscht die praktischen Auswirkungen des Geschlechts auf die Chancengleichheit in Bereichen wie Wirtschaft, Kultur, Verwaltung oder Medien, um für gleichstellungspolitische Fragen zu sensibilisieren.
Antifeministische Strömungen
Immer wenn fest verankerte gesellschaftliche Traditionen und Hegemonieansprüche infrage gestellt werden, formieren sich Gegenbewegungen – so ruft auch der Feminismus Antifeminismus hervor. Die Verbreitung antifeministischer Überzeugungen in Deutschland wird regelmäßig von der „Leipziger Autoritarismus-Studie“ (ehemals „Mitte-Studie“) untersucht. Das beunruhigende Ergebnis: Seit Jahren zeigt etwa ein Viertel der Deutschen ein geschlossen antifeministisches Weltbild. Ein weiteres Resultat: Antifeministische Einstellungen gehen häufig mit antisemitischen Ressentiments, Verschwörungserzählungen und autoritären Neigungen einher (Kalkstein, Pickel und Niendorf 2024, 162.176–177). Als „antifeministisch“ wird dabei jene Einstellung bezeichnet, die sich „gegen den Kampf für geschlechtliche Gleichberechtigung und feministische Emanzipationsbestrebungen“ (ebd., 162) richtet. Sexismus und Misogynie können demgegenüber als Phänomene eigener Art verstanden werden, die jedoch oftmals die Grundlage für politischen Antifeminismus bilden. Sexismus kann als „rigide Zuschreibung traditioneller Geschlechterrollen“ definiert werden, „die von der Überlegenheit des Mannes ausgeht“ (Kalkstein, Pickel und Niendorf 2024, 163), Misogynie als „Frauenhass und Vorstellung von weiblicher Minderwertigkeit“ (ebd.).5
Die institutionelle Politisierung antifeministischer Gesinnung findet insbesondere im Spektrum rechtspopulistischer und rechtsextremer Kreise statt (Höcker, Pickel und Decker 2020, 252). Dennoch ist festzuhalten, dass antifeministische Strukturen zu vielschichtig sind, um sie innerhalb einer einzelnen Gruppierung zu verorten. Vielmehr lassen sich unterschiedliche Strömungen typologisch beschreiben, die je eigene Argumentationsschwerpunkte haben:6
- Der neoliberale Antifeminismus folgt vornehmlich der Logik der „Anti-Antidiskriminierung“. Die Gleichstellungsförderung wird mit Verweis auf das Leistungsprinzip abgelehnt. Frauen wird implizit unterstellt, sie seien auf bestimmten Feldern weniger leistungsstark als Männer.
- Der religiös-fundamentalistische Antifeminismus geht von einer natürlichen, gottgegebenen Geschlechterordnung aus, die es zu wahren gelte, und hat namentlich Familien- und Reproduktionsfragen im Fokus.
- Der rechtsnationale Antifeminismus forciert die Verteidigung der Geschlechterrollen vornehmlich mit biologistischen und mithin rassistischen und/oder nationalistischen Begründungen.
Die verschiedenen Typen treten nicht isoliert voneinander auf, sondern sind faktisch durch personelle wie auch sprachliche Allianzen miteinander verbunden. Generell findet der Antifeminismus in Milieus Resonanz, welche die Bewahrung althergebrachter Tradition als Teil ihrer Identität verstehen. So verwundert es nicht, dass eine der drei antifeministischen Hauptströmungen im christlich-konservativen bzw. fundamentalistischen Lager anzutreffen ist.7
„Gender-Ideologie“
Einer der verbindenden „Marker“ antifeministischer Milieus ist die Verwendung des Begriffs „Gender-Ideologie“. Er wird genutzt, um genderbezogene Intentionen pauschal als Ausdruck fehlgeleiteter ideeller Konstrukte zu diskreditieren. Zwischen unterschiedlichen Handlungsfeldern wie Gleichstellungspolitik (Gender Mainstreaming, Gender Diversity) und wissenschaftlicher Theoriebildung (Gender Studies) wird bewusst nicht unterschieden. Geprägt wurde der Terminus nicht zuletzt von christlichen Anti-Gender-Ideologen, insbesondere im Vatikan, wo der Begriff erstmals im Jahr 2000 gebraucht wurde (vgl. Rüttimann 2017). Papst Franziskus erblickt in der Gender-Ideologie gar die „hässlichste Gefahr“ (Vatican News 2024) der Gegenwart.
Der christliche Anti-Gender-Protest
Die Argumentationsweisen in den unterschiedlichen Gestalten von Antifeminismus unterscheiden sich zwar elementar, verbinden sich aber in gewissen Zusammenhängen. Im Folgenden kann es selbstverständlich nur um eine exemplarische Darstellung gehen.8 Für den konservativ-biblizistischen Antifeminismus eignet sich dafür besonders die „Salzburger Erklärung“ der Internationalen Konferenz Bekennender Gemeinden (IKBG) aus dem Jahr 2015, weil sie einen doppelten Überblick gewährt: sowohl über die Gesichtspunkte der Kritik als auch, dank der Liste der Erstunterzeichner:innen, über die Organisationen und Privatpersonen, die sich im Anti-Gender-Protest vernetzt haben.
Theologische Motive
Grundlegend für die konservativ-fundamentalistische Kritik am Gender-Diskurs ist die Überzeugung, die biblische Schöpfungserzählung (Gen 1–3) besitze eine besondere „Offenbarungsqualität und damit auch Normativität“ (IKBG 2015, 6) für die Ethik einer gottgewollten und damit natürlichen Geschlechter-, Ehe- und Familienordnung. Mann und Frau seien laut Schöpfungsordnung in „leib-seelischer Verschiedenartigkeit“ (ebd., 8) geschaffen und sollten einander in der Ehe entsprechend ergänzen – dies ist die These der „Komplementarität“ der Geschlechter. Die göttliche Berufung zur Fortpflanzung mache die heterosexuelle Ehe zur „natürlichen Keimzelle von Staat und Gesellschaft“ (ebd., 9), weshalb sie besonders zu schützen sei. Neben den biologischen Voraussetzungen für die Zeugung von Kindern sei die geistige Verschiedenheit von Männern und Frauen „eine wesentliche Voraussetzung für die Identitätsfindung, Erziehung und Sozialisation von Heranwachsenden“ (ebd.).
Diese „biblischen Grundüberzeugungen“ haben für die Unterzeichnenden den Rang von „verbindliche[n] Wahrheiten, die für die Kirche Jesu Christi nicht verhandelbar sind“ (ebd., 11). Die gesellschaftlichen Liberalisierungsprozesse werden folglich als „Angriffe auf den Menschen und seine Geschöpflichkeit“ (ebd., 10) wahrgenommen. Zwei Phänomene sind dabei vorherrschend im Blick: erstens die abnehmende Heteronormativität als Resultat des zunehmenden Einflusses der Gender-Ideologie und zweitens die mit der Maxime des „Lebensschutzes“ abgelehnten Praktiken von Abtreibung und aktiver Sterbehilfe. Unter dem Stichwort „Heteronormativität“ werden drei Protestnarrative aufgerufen gegen (1) alternative Beziehungs- und Familienmodelle, (2) sexuelle Aufklärung in Kindertagesstätten und Schulen und (3) Müttererwerbsarbeit und außerhäusliche Kindertagesbetreuung.
Protestinhalte
Die biblisch legitimierte Schöpfungsordnung und die daraus abgeleitete Heteronormativität ist für Vertreter:innen des christlichen Antifeminismus nicht nur bestimmend für die eigene Lebensrealität, sondern wird von ihnen auch als maßgebliche Orientierung für das Wohl der Gesellschaft verstanden. Jedwede gesellschaftliche Öffnung für alternative Beziehungs- und Familienmodelle wird dementsprechend als Angriff auf das „Fundament eines menschenwürdigen und zukunftsfähigen Staatswesens“ (ebd., 17) angesehen. Die Unterzeichner:innen der „Salzburger Erklärung“ gehen etwa davon aus, dass das demografische Problem sinkender Geburtenraten in westlichen Industriestaaten direkt auf die politischen Bemühungen zurückzuführen ist, die Gleichstellung von Frauen zu verwirklichen sowie alternative Lebensformen jenseits des heteronormativen Familienmodells aufzuwerten. Dabei kommt auch eine verbreitete Argumentationsstrategie zum Einsatz: die Stigmatisierung anderer Lebensmodelle. Letztlich könne die Gender-Ideologie mit ihrer Erweiterung des Ehe- und Familienverständnisses gar zur „Abschaffung des Menschen“ (ebd., 18.24–25) führen. Dasselbe Drohszenario wird im rechtsnationalistischen Milieu mit dem Motiv vom „Volkstod“ beschworen, was die geistige Nähe zwischen den unterschiedlichen Antifeminismen belegt (Kemper 2024, 70–71).
Ein weiteres typisches Protestnarrativ ist die Warnung vor sexueller Aufklärung in Kindertagesstätten und Schulen, meist mit dem Kennwort „Frühsexualisierung“ bezeichnet. Die „Salzburger Erklärung“ erblickt in der gegenwärtigen Praxis sexueller Aufklärung von Kindern den „totalitären, demokratisch in keiner Weise legitimierten Versuch, die Genderagenda vom Kleinkindalter an in Europa und der Welt durchzusetzen“ (ebd., 15–16). Besonders bestürzt zeigen sich die Unterzeichner:innen über eine – angeblich von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) propagierte – „Sexualpädagogik der Vielfalt“, die bereits Kindergartenkinder zu sexuellen Handlungen und zum regen Ausprobieren sexueller Optionen animiere. Die WHO-Behauptung bringt zutage, dass der „Anti-Genderismus“ in Teilen mit Verschwörungsmythen verwoben ist.9
Die Sorge vor einer fehlgeleiteten sexuellen Aufklärung von Kindern und Jugendlichen war auch zentrales Element der Proteste gegen einen Bildungsplan der rot-grünen Landesregierung Baden-Württembergs (2011–2016), die zur Gründung der Protestbewegung „Demo für Alle“ unter Federführung von Hedwig von Beverfoerde (einer Unterzeichnerin der „Salzburger Erklärung“) führten. Obwohl der Bildungsplan nicht in Kraft trat, blieb das Bündnis bestehen. Es ist heute ein Netzwerk von Politiker:innen, Christ:innen und Publizist:innen, die sich gemeinsam gegen Gender Mainstreaming insbesondere an Kindertagesstätten und Schulen engagieren. Auch dieser Protest wird von zahlreichen Verschwörungsmythen untermauert, so von Mutmaßungen über einen staatlich forcierten Plan zur Abschaffung der Heterosexualität zwecks Reduktion der Überbevölkerung.10
Ein drittes Protestnarrativ bezieht sich auf Aspekte der Gleichberechtigung von Männern und Frauen. Selbige wird zwar nicht vollständig abgelehnt, das traditionelle Familienverständnis soll davon aber unangetastet bleiben. Daher werden Müttererwerbsarbeit und außerhäusliche Kindertagesbetreuung kritisch gesehen. Im Ausbau von Kindertagesstätten mit dem Ziel, vornehmlich Müttern den Wiedereinstieg in das Berufsleben zu ermöglichen, erblickt die „Salzburger Erklärung“ eine „mangelnde Wertschätzung der Mutterschaft“, einer herausragenden Gabe Gottes. Die daneben vorgebrachte Behauptung von Negativfolgen für Mütter und Kinder lässt sich wissenschaftlich kaum erhärten.11
Lebensschutz
Neben den drei skizzierten Protestnarrativen spielt im christlich-konservativen Antifeminismus der vehemente Protest gegen Abtreibung eine zentrale Rolle. Theologisch stützt er sich auf das fünfte Gebot des Dekalogs: „Du sollst nicht töten“ (Ex 20,13). Das Lebensrecht, welches bereits ab dem Zeitpunkt der Verschmelzung von Ei- und Samenzelle gelte, wird über das Selbstbestimmungsrecht der Frau gestellt, das von der Schwangerschaft tangiert ist. Die ethische Auseinandersetzung mit diesem Thema, hochkontrovers innerhalb der christlichen Theologie, kann in diesem Artikel nicht dargestellt werden. Es soll hier lediglich auf die hohe Emotionalität und Aggressivität hingewiesen werden, die viele Stellungnahmen aus der christlich-konservativen Sphäre kennzeichnet. In der „Salzburger Erklärung“ etwa heißt es, die „Massentötung“ ungeborener Kinder sei die „Haupttodesursache (vor Hunger, Krankheiten, Unfällen oder Selbsttötungen)“ von Kindern weltweit, und es wird angeprangert, dass die Abtreibung gesellschaftlich „als legitimer Ausdruck der propagierten und beanspruchten Selbstbestimmung der Frau“ akzeptiert werde (IKBG 2015, 12).
Ein prominenter Akteur auf dem Gebiet ist der Bundesverband Lebensrecht e.V., der neben einem Materialdienst auch zahlreiche Veranstaltungen rund um das Thema Abtreibung organisiert. Die höchste Aufmerksamkeit erzielt der jährliche „Marsch für das Leben“ in Berlin, München und Köln. Der Verein und die Demonstrationen werden hauptsächlich von evangelikalen und katholischen Personen, Gruppen und Institutionen unterstützt. In den vergangenen Jahren konnte auch eine verstärkte Teilnahme rechtspopulistischer Parteien vermerkt werden, die den Marsch für eigene politische Zwecke nutzten (vgl. Notz 2012, 49–51).
Im Übrigen mehrten sich in jüngerer Zeit Berichte über Belästigungen von Frauen durch fundamentalistische Christ:innen vor Beratungsstellen und Frauenkliniken (vgl. MDR 2023). Um einen besseren Schutz von Schwangeren und Fachpersonal zu gewährleisten, verabschiedete die Bundesregierung im November 2024 eine Gesetzesreform, die sogenannte „Gehsteigbelästigung“ durch Abtreibungsgegner:innen als Ordnungswidrigkeit einstuft.
Einschätzung
Eine kritische Auseinandersetzung mit dem christlich-konservativen Antifeminismus muss auf zwei Ebenen erfolgen. Zum einen erweisen sich die in Anschlag gebrachten biblischen Begründungen als wenig stichhaltig, sofern man nicht die Prämissen biblizistisch-fundamentalistischer Hermeneutik teilt (vgl. Fritz 2024a). Zum anderen zeigen die unterschiedlichen Diskurskoalitionen eine bedenkliche Nähe zwischen religiösen Haltungen und bestimmten politischen Ideologien.
Theologische Kritik
Nach biblizistischer Lesart sind biblische Aussagen direkt verständlich und zeitlos gültig. Am antifeministischen Motiv der Geschlechterkomplementarität, das der biblischen Schöpfungserzählung entnommen wird, lässt sich aufweisen, dass dieses hermeneutische Axiom einer Selbsttäuschung unterliegt. Denn die fragliche biblische Begründung ist blind für den massiven Einfluss der kulturellen Entwicklungen des 19. und 20. Jahrhunderts, die unser heutiges Verständnis von Mann- und Frausein maßgeblich prägen. Im Zuge der industriellen Revolution und des damit wachsenden Wohlstands der Bevölkerung haben sich Arbeitswelt und häusliche Sphäre scharf getrennt und wurden unter den Geschlechtern aufgeteilt. Den Frauen wurden aufgrund ihres Geschlechts und insbesondere aufgrund ihrer Fähigkeit, Kinder zu gebären, spezifische Eigenschaften zugeschrieben, die ihren Aktionsradius auf den häuslichen bzw. privaten Bereich beschränkten, während Männer der Erwerbsarbeit nachgingen und den öffentlichen Raum bestimmten (vgl. Schößler und Wille 2022, 15).
Die Überzeugung, Männer und Frauen seien gleichwertig, aber nicht gleichartig geschaffen, ist folglich kein Resultat der Bibelauslegung,12 sondern eine Projektion kultureller Selbstverständlichkeiten des 19. und 20. Jahrhunderts in die biblischen Texte. Es tritt klar zutage, dass die Bibel eben nicht losgelöst von kulturellen Vorverständnissen interpretiert werden kann. Die betreffende Geschlechterethik orientiert sich also nicht allein an der biblischen Überlieferung, sondern sucht das zu Beginn des 21. Jahrhunderts ins Wanken geratene Weltbild der beiden vorherigen Jahrhunderte zu zementieren.
Ein weiteres Kernproblem des Biblizismus ist die Ausblendung innerbiblischer Ambivalenzen oder Widersprüchlichkeiten. Auch hiervon ist die Überzeugung von der wertgleichen, aber nicht wesensgleichen Beschaffenheit von Männern und Frauen betroffen. Sie harmonisiert die Fülle von biblischen Beispielen für ein konfliktreiches und ambivalentes Geschlechterverhältnis.13 Und sie ignoriert dabei die vorhandenen diskriminierenden und sexistischen Passagen der Bibel – man denke nur an das zehnte Gebot, das Frauen als Besitz des Mannes definiert. Die Bibel stammt aus einer Zeit, die von patriarchalen Familien- und Gesellschaftsstrukturen geprägt war – diese Strukturen konsequent zur Norm für unsere Zeit zu erheben, würden sich auch die konservativsten Christen, jedenfalls die Frauen unter ihnen, kaum gefallen lassen.
Politische Kritik
In den letzten Jahren ist vermehrt zu beobachten, wie sich Menschen mit konservativen Positionen in Richtung einer aggressiven Grundsatzpolemik gegen den „Mainstream“ der gegenwärtigen und überhaupt der modernen Entwicklungen in Politik, Gesellschaft und Kultur radikalisieren, wobei sie selbst oftmals auf einen allgemeinen „Linksruck“ verweisen. Auch bei Christ:innen kommt eine derartige Verschärfung des Konservativismus zum Rechtspopulismus vor (vgl. Fritz 2024b).
Für die Sphäre rechtspopulistischen Christentums spielt das Themenfeld (Anti-)Feminismus bzw. (Anti-)Genderismus eine wichtige Rolle. Eine entsprechende Überschneidung zwischen christlichem und rechtspopulistischem Protest lässt sich an den beschriebenen Protestnarrativen gut beobachten. Für sich genommen ist keines von ihnen ein klares Indiz für politisch rechte Einstellungen, sondern kann kontrovers diskutiert werden. Wenn jedoch „sachliche Kritik in undifferenzierte Ablehnung übergeht und […] hysterische[n] Töne[n] und Desinformation Platz macht“, ist der Boden konservativer Kritik verlassen (Bednarz 2018, 68–69).
Mit der populistischen Verschärfung des Konservativen tragen Christ:innen zu besorgniserregenden gesellschaftlichen Entwicklungen bei. Sie beteiligen sich an der Entdifferenzierung und Emotionalisierung von Debatten, dem Kernelement populistischer Strategien (vgl. Leggewie 2015). Um das eigene heteronormative Sexual- und Familienverständnis zu stärken, werden im Anti-Gender-Protest nichtheterosexuelle und nichtbinäre Lebensformen oftmals als abnormal stigmatisiert. Infolgedessen werden ganze Personengruppen mit abwertenden Gefühlen wie Verachtung oder Abscheu belegt. Auch die ständige Beschwörung einer angeblichen Kindeswohlgefährdung durch sexuelle Aufklärung und außerhäusliche Kinderbetreuung trägt zur weiteren Verunsachlichung der Auseinandersetzung bei. Ein deutliches Zeichen für diese populistische Verschärfung ist ferner die Neigung, mögliche Gegenargumente von vornherein zu unterschlagen, zum Beispiel die präventive Wirkung sexualpädagogischer Maßnahmen im Hinblick auf Krankheit, Missbrauch und ungewollte Schwangerschaften. Auch das eigentliche politische Anliegen des Abbaus von Diskriminierung und der Etablierung von Gleichberechtigung wird häufig systematisch abgeblendet (vgl. Bednarz 2018, 70).
Wie oben an der Initiative „Demo für Alle“ und an der „Salzburger Erklärung“ exemplarisch gezeigt, beteiligen sich Christ:innen mit einem Hang zu antifeministischer Polemik nicht selten an der Verbreitung von Verschwörungserzählungen. Zusammen mit dem Totalitarismusvorwurf gegen gesellschaftliche und staatliche Akteure, der in diesem Kontext verbreitet ist (vgl. u.a. die „Salzburger Erklärung“), wird damit ein generelles Misstrauen gegen die bestehende Ordnung befördert, was an deren Erosion mitwirkt. Mit alledem beteiligen sich christliche Akteur:innen des antifeministischen Populismus an der Stärkung rechtspopulistischer Parteien wie der „Alternative für Deutschland“, die in großen Teilen Neigung zeigt, demokratische Prinzipien zu missachten und gegen die Menschenwürde bestimmter Personengruppen vorzugehen.
Katharina Portmann, 10.2.2025
Literatur
Bednarz, Liane (2018), Die Angstprediger. Wie rechte Christen Gesellschaft und Kirchen unterwandern, München: Droemer.
Demo für Alle (2000), „Familie am Abgrund. Ursachen und Auswege“, https://tinyurl.com/bc8w94hb.
Die Bundesregierung (2022), „Queer leben. Aktionsplan der Bundesregierung für Akzeptanz und Schutz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt“, https://tinyurl.com/3dm382wf.
Fritz, Martin (2024a), „Fundamentalismus, christlicher“, in: Michael Utsch (Hg.), ABC der Weltanschauungen, 2. Aufl., Baden-Baden: Nomos, 89–98, https://tinyurl.com/2nme67dm.
Fritz, Martin (2024b), „Rechtes Christentum“, ZRW 87,1, 65–74, https://tinyurl.com/2s3nhp22.
Höcker, Charlotte, Gert Pickel und Oliver Decker (2020), „Antifeminismus – das Geschlecht im Autoritarismus? Die Messung von Antifeminismus und Sexismus in Deutschland auf der Einstellungsebene“, in: Oliver Decker und Elmar Brähler (Hg.), Autoritäre Dynamiken. Alte Ressentiments – neue Radikalität, Gießen: Psychosozial-Verlag, 249–282.
IKBG (2015), „Salzburger Erklärung. Die heutige Bedrohung der menschlichen Geschöpflichkeit und ihre Überwindung. Leben nach dem Schöpferwillen Gottes“, 6.9.20215, https://tinyurl.com/5s7zx87f.
Kalkstein, Fiona, Gert Pickel und Johanna Niendorf (2024), „Antifeminismus und Antisemitismus – eine autoritär motivierte Verbindung?“, in: Oliver Decker u.a. (Hg.), Vereint im Ressentiment. Autoritäre Dynamiken und rechtsextreme Einstellungen, Gießen: Psychosozial-Verlag, 161–180.
Kemper, Andreas (2024), „Antifeministische Narrative. Ein Diskursatlas“, Heinrich-Böll-Stiftung, https://tinyurl.com/5cx5z5y6.
Leggewie, Claus (2015), „Populisten verstehen. Ein Versuch zur Politik der Gefühle“, in: Karl-Rudolf Korte (Hg.), Emotionen und Politik. Begründungen, Konzeptionen und Praxisfelder einer politikwissenschaftlichen Emotionsforschung, Baden-Baden: Nomos, 139–154.
MDR (2023), „Wohin der Druck durch Abtreibungsgegner führt“, 7.3.2023, https://tinyurl.com/266pkxsu.
Notz, Gisela (2012), „Alle Jahre wieder. Die Märsche der Abtreibungsgegner“, in: Familienplanungszentrum – Balance (Hg.), Die neue Radikalität der Abtreibungsgegner_innen im (inter-)nationalen Raum. Ist die sexuelle Selbstbestimmung von Frauen heute in Gefahr?, Neu-Ulm: AG SPAK Bücher, 49–54.
Rüttimann, Vera (2017), „Frauen suchen nach Strategien gegen den Anti-Genderismus“, kath.ch, 26.3.2017, https://tinyurl.com/mupx6m63.
Schößler, Franziska und Lisa Wille (2022), Einführung in die Gender Studies,2. Aufl., Berlin: de Gruyter.
Spreng, Manfred (2015), Es trifft Frauen und Kinder zuerst. Wie der Genderismus krank machen kann!, Ansbach: Logos Editions.
Strube, Sonja (2023), „The Christian Right in Germany“, in: Gionathan Lo Mascolo (Hg.), The Christian Right in Europe. Movements, Networks, and Denominations, Bielefeld: transcript, 213–230.
Tuider, Elisabeth und Stefan Timmermanns (2008), Sexualpädagogik der Vielfalt. Praxismethoden zu Identitäten, Beziehungen, Körper und Prävention für Schule und Jugendarbeit, Weinheim: Juventa.
Vatican News (2024), „Papst: Gender-Ideologie ‚löscht Menschlichkeit aus‘“, 1.3.2024, https://tinyurl.com/2baj3cbv.
WHO-Regionalbüro für Europa und BZgA (2011), „Standards für die Sexualaufklärung in Europa. Rahmenkonzept für politische Entscheidungsträger, Bildungseinrichtungen, Gesundheitsbehörden, Expertinnen und Experten“, https://tinyurl.com/mr23ahxj.
Anmerkungen
- Es sei hier wenigstens erwähnt, dass es in manch anderen Ländern der Welt um die Rechte von Frauen und Mädchen deutlich schlechter bestellt als in Deutschland.
- Das Konzept des Gender Mainstreaming war in der Abschlusserklärung der UN-Weltfrauenkonferenz in Peking 1995 zentral. Ein Konzept zum Abbau der genderbasierten Diskriminierung wurde 1996 auf EU-Ebene verabschiedet und 1997 durch den Vertrag von Amsterdam bestätigt.
- In einer binären Geschlechtsordnung wird normativ von zwei Geschlechtern, männlich und weiblich, ausgegangen. Unter Heteronormativität versteht man die normative Festlegung auf heterosexuelle Beziehungsformen, wobei alternative Konzepte als abnormal betrachtet werden.
- Die deutsche Bundesregierung stellte 2022 einen Aktionsplan vor, „der in der Verantwortung für eine aktive Politik gegen Diskriminierung und für die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt“ sechs Handlungsfelder identifizierte, um „die Rechte und Teilhabe von LSBTIQ* [zu] stärken und Sichtbarkeit und Akzeptanz gleichgeschlechtlicher Lebensweise und geschlechtlicher Vielfalt [zu] fördern“ (Die Bundesregierung 2022). Die Handlungsfelder betreffen rechtliche Anerkennung, Teilhabe, Sicherheit, Gesundheit, Stärkung von Beratungs- und Communitystrukturen, Internationales für Lesbische, Schwule (Gay), Bi-, Trans-, Intersexuelle und Queere.
- Die Studie kommt im Hinblick auf die Verbreitung von Sexismus zu dem Ergebnis, dass sexistische Aussagen nur von rund einem Drittel der Bevölkerung abgelehnt werden, während 25 Prozent ein geschlossen sexistisches Weltbild vertreten und 40 Prozent einzelnen sexistischen Behauptungen zustimmen (Kalkstein, Pickel und Niendorf 2024, 168).
- Die Einteilung folgt den Schemata von Andreas Kemper (2024), das vornehmlich auf den Ergebnissen der Leipziger Autoritarismus-Studie basiert.
- Christlicher „Konservativismus“ und christlicher „Fundamentalismus“ sind theologisch bei weitem nicht identisch. Im Hinblick auf die feministischen bzw. antifeministischen Narrative sind die Übergänge jedoch fließend, was eine eindeutige Differenzierung unmöglich macht. Daher wird im Folgenden zur Bezeichnung der übergreifenden Sphäre der Begriff „konservativ-fundamentalistisches“ Christentum verwendet.
- Ausführliche Analysen der verschiedenen Kontexte und Zusammenhänge liefern die Publikationen von Liane Bednarz (2018) und Sonja Strube (2023).
- In dem Methodenbuch Sexualpädagogik der Vielfalt, 2008 von Elisabeth Tuider und Stefan Timmermanns veröffentlicht (in zweiter Auflage 2012), finden sich Elemente des sexualpädagogischen Ansatzes, der auf Helmut Kentler und dessen Schüler Uwe Sielert zurückgeht. Mindestens Kentlers Positionen haben sich durch ihre enge Verknüpfung mit praktiziertem Kindesmissbrauch, nicht zuletzt durch Kentler selbst, für eine seriöse Diskussion um sexuelle Aufklärung zweifellos disqualifiziert. Die Behauptung der „Salzburger Erklärung“, das Buch habe sich mittlerweile zu einem Standardwerk der Sexualpädagogik etabliert und liege WHO-Empfehlungen zugrunde, ist eine Falschbehauptung. Die 2011 veröffentlichten „Standards für Sexualaufklärung in Europa“, herausgegeben von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) in Zusammenarbeit mit der WHO, die als Rahmenkonzept für staatliche Bildungseinrichtungen fungieren, berufen sich auf keine Publikation der genannten Sexualpädagogen. Ebenso verhält es sich mit den Literaturempfehlungen für Pädagog:innen, die in den Bundesländern verbreitet werden. Lediglich Hamburg hat das erwähnte Methodenbuch bis 2015 auf einer Literaturliste für Lehrkräfte aufgeführt, es inzwischen allerdings – wohl wegen der fragwürdigen Methoden – gestrichen.
- Eine solche Mutmaßung findet sich unter anderem in der Aufklärungsbroschüre „Familie am Abgrund. Ursachen und Auswege“, die von der Protestinitiative „Demo für Alle“ herausgegeben wurde.
- Die „Salzburger Erklärung“ beruft sich dafür auf die Schriften des mitunterzeichnenden Physiologen Manfred Spreng. In seiner Publikation mit dem (wenig wissenschaftlichen) Titel Es trifft Frauen und Kinder zuerst. Wie der Genderismus krank machen kann! führt er aus, dass die „Abwertung der Mutter“ in der Gender-Debatte „bei Frauen zu ernsthaften psychischen Problemen bis hin zu Depressionen führen“ kann ([Seite?]). Da die Entwicklung von Kleinkindern allein durch die Mutter entscheidend positiv gefördert werde, seien bei Kindern und Jugendlichen als Folge außerhäuslicher Kindertagesbetreuung Wachstums- und Regulationsstörungen, Depressionen, ADHS und weitere psychische Probleme zu erwarten. Spreng bezieht sich damit auf die Ergebnisse der NUBBEK-Studie, die er folgendermaßen zusammenfasst: „Dort hat man erkannt, dass Kinder im Alter von ein bis drei Jahren am besten zu Hause aufgehoben wären – sofern das soziale Umfeld stimme.“ Dies entspricht nicht den tatsächlichen Studienergebnissen. Stattdessen kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass sich die außerhäusliche Kindertagesbetreuung unter eingehaltenen Qualitätsstandards, die es in Deutschland auszubauen gelte, nicht negativ auf Kinder unter drei Jahren auswirke, dass sie sich in verschiedenen Kontexten, wie zum Beispiel dem Spracherwerb von Kindern mit Migrationshintergrund, vielmehr positiv bemerkbar mache (vgl. Tietze et al. 2013).
- Abgesehen von den dürren Aussagen, dass die Frau dem Mann als Helferin geschaffen sei (Gen 2,18) und dass nach der Vertreibung aus dem Paradies der Frau das schmerzvolle Kindergebären, dem Mann aber die schweißtreibende Feldarbeit als Strafen (!) auferlegt werden (Gen 3,16–19), lässt sich der Bibel auch wenig Gehaltvolles über die behauptete Komplementarität entnehmen.
- Z.B. Dtn 21,11: „Und siehst du unter den Gefangenen ein schönes Mädchen und gewinnst sie lieb, dass du sie zur Frau nimmst, so führe sie in dein Haus und lass sie ihr Haar abscheren […] und lass sie in deinem Hause sein und einen Monat lang ihren Vater und ihre Mutter beweinen. Danach geh zu ihr und nimm sie zur Ehe und lass sie deine Frau sein.“